Erste Hilfe für die Seele – Mein Erfahrungsbericht zum Mental Health First Aid Ersthelferkurs
Wenn wir den Führerschein machen, ist ein Erste-Hilfe-Kurs Pflicht. Wir lernen, wie man Wunden verbindet, die stabile Seitenlage anwendet oder einen Notruf absetzt. Doch was tun wir, wenn jemand seelisch leidet?
Psychische Gesundheit betrifft uns alle – und doch fühlen wir uns oft hilflos, wenn Menschen in unserem Umfeld in Krisen geraten. Deshalb habe ich vor kurzem am Mental Health First Aid (MHFA) Ersthelferkurs teilgenommen – einem Kurs, der genau hier ansetzt: Wie erkenne ich psychische Krisen? Wie spreche ich sie an? Und wie kann ich helfen, ohne mich zu überfordern?
Was ist Mental Health First Aid?
Das Konzept stammt ursprünglich aus Australien und wird heute weltweit unterrichtet. In Deutschland wird es durch die MHFA Ersthelfer-Initiative verbreitet, oft in Kooperation mit lokalen Trägern wie der KIPG gGmbH in Berlin.
Ziel ist es, Laien darin auszubilden, psychische Erkrankungen oder akute Krisen frühzeitig zu erkennen, erste Gespräche zu führen und passende Unterstützung zu vermitteln – ähnlich wie bei körperlicher Erster Hilfe.
💡 Und das Beste: Der Kurs ist kostenlos.
Der Kurs: zwei intensive, achtsame Tage
Unsere Gruppe bestand aus neun Teilnehmenden – acht Frauen und ein Mann – und wurde von drei erfahrenen Therapeut:innen begleitet.
Die Atmosphäre war von Anfang an locker und offen. Es wurde explizit gesagt: Das hier ist keine Schulveranstaltung.
Wir durften uns frei im Raum bewegen, uns auf den Boden setzen, essen, trinken – und auch weinen, wenn es nötig war. Die Themen sind intensiv, und dafür war Raum.
Der Kurs ging über zwei volle Tage (10–17 Uhr) und war gespickt mit vielen kleinen Pausen, Snacks, verschiedenen Getränken und einer Menge Menschlichkeit.
Besonders wohltuend: die Gruppenarbeiten mit Rollenspielen, in denen wir das Gelernte praktisch anwenden konnten.
Und: Es gab kein Richtig oder Falsch. Jeder Gedanke war willkommen. Jeder durfte sagen, was er oder sie sieht, fühlt, denkt.
Die Inhalte: ehrlich, herausfordernd und wichtig
Die Ausbildung deckte folgende zentrale Themenbereiche ab:
Depression
Angststörungen
Substanzabhängigkeit
Suizidgedanken
Psychose
Wir lernten, wie man erste Warnzeichen erkennt, wie man offen und unterstützend ins Gespräch geht – und wo die eigenen Grenzen verlaufen.
Begleitet wurde alles durch ein umfassendes Kursbuch und Workbook, die auch im Nachgang ein wertvoller Anker sind.
Warum wir mehr davon brauchen
Wir sprechen immer öfter über mentale Gesundheit – aber zu selten über konkrete Handlungsfähigkeit.
Ein Kurs wie dieser macht genau das: Er gibt dir Wissen, aber vor allem Haltung.
Er zeigt, dass man kein Profi sein muss, um präsent zu sein. Und dass Zuhören oft kraftvoller ist als jeder Ratschlag.
Ich wünsche mir, dass diese Ausbildung so selbstverständlich wird wie der Erste-Hilfe-Kurs für den Körper.
In Schulen, in Unternehmen, im Gesundheitsbereich, in Community-Spaces. Überall, wo Menschen miteinander zu tun haben.
Mein Fazit
Ich bin dankbar für diese Erfahrung – für das Vertrauen, den geschützten Raum, den ehrlichen Austausch und die vielen Perspektiven, die ich mitnehmen konnte.
✨ Vielleicht ist das hier ein Anfang - meld dich an!
📍 Mehr Infos:
MHFA Deutschland: mhfa-ersthelfer.de
Kursanbieter in Berlin: kipggmbh.de
Kostenfrei – offen für alle, keine Vorkenntnisse nötig